Lernen mittels EdTech: Arbeitsplatzbezogen – und extrem anwenderorientiert

Berufliche Weiterbildung wird sich in Zukunft flexibilisieren: raus aus den Seminarräumen, hin zu den Lernenden und ihrem konkreten Informationsbedarf.

EdTech, Bildung und Weiterbildung mithilfe digitaler Technik also, bietet fantastische Möglichkeiten für das Lernen der Zukunft. Eine davon: das Social Learning Network, das Lernen voneinander in einer Gruppe Gleichgesinnter also. Heute ist es noch häufig so: Teilnehmer einer Weiterbildungsveranstaltung sitzen gemeinsam in einem Seminarraum. Nach Abschluss fährt jeder nach Hause und verarbeitet die Ergebnisse für sich allein. Das kann anders laufen: effektiver, kommunikativer, interessanter – im  Netzwerk nämlich.

Social Learning Networks

In solchen Social Learning Networks tauschen sich Lerner untereinander aus. Sie haben zum Beispiel gemeinsam einen Präsenzkurs zum Thema Zollwesen besucht – und einer hat im Anschluss einen interessanten Link auf einer Webseite gefunden, den er mit den anderen teilt. Ein anderer hat etwas nicht verstanden und fragt um Rat. Der dritte möchte einen Aspekt noch vertiefen und regt eine Diskussion an.

Eine solche Kommunikation lässt sich auch steuern. Sie kann auf bestimmte Projektphasen konzentriert werden, um das Gelernte noch einmal zu verinnerlichen. Sie kann auch vom Trainer oder der Trainerin angeregt werden – durch gezielte Fragen, mit denen eine Diskussion in Gang kommt. Nötig ist lediglich eine Plattform, über die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer miteinander in Kontakt treten können. Ob die dann in Deutschland sitzen oder sonstwo auf der Welt, spielt keine Rolle mehr. Ein Social Learning Network ist über Zeitzonen hinweg erreichbar. Der ungemein positive Effekt: Die Lernenden verstärken ihren Lernerfolg gegenseitig und digitaler Performance Support wird ermöglicht.

EdTech und der menschliche Kontakt

Auch der direkte menschliche Kontakt lässt sich mithilfe von EdTech verstärken. Im Lehr-Lernprozess sind Beziehungen wichtig und ein starker Erfolgsfaktor. Das bleibt auch so – völlig auf Präsenzphasen zu verzichten, wäre aus meiner Sicht nicht erstrebenswert. Allerdings lässt sich auch viel über einen virtuellen Austausch machen. Ein Coach muss nicht immer im gleichen Raum sitzen wie der Lernende. Face-to-Face funktioniert ebenfalls im virtuellen Raum von Webinaren. Die Technik ermöglicht sogar mehr und intensivere soziale Kontakte – womit wir wieder beim Social Learning Network wären.

Learning as a Service – LaaS

Beispiel Unterstützungssysteme: Ich bin an meinem Arbeitsplatz und habe eine Frage zu einem Problem, das mal in einer Weiterbildung thematisiert wurde: Wie muss ich Kundendaten aktualisieren? Jetzt kann ich die Seminarunterlagen suchen und versuchen, die Information daraus herauszulesen. Im Netzwerk geht das aber besser. Dort gibt es dann einen Kollegen, der mit mir verbunden ist und der mir sofort die benötigte Information liefern kann. Oder ich habe Kontakt zu meinem Coach, den ich sofort per Knopfdruck erreiche und der mir auf die Sprünge hilft. Ein solches Workplace Learning funktioniert am besten technologiegetrieben – je größer vernetzt, desto besser. Vielleicht haben wir alle bald ein Assistenzsystem in Form von Alexa auf dem Schreibtisch stehen und fragen es: Hey Coach, wie fülle ich die Maske N37F in SAP richtig aus? Die Antwort kommt dann idealerweise sofort.

Arbeitsplatznahe Qualifizierung mit Google Glases

Das lässt sich fast unbegrenzt weiterdenken – etwa für arbeitsplatznahe Qualifizierungen. Wie kann ich zum Beispiel in der PKW-Montage einen bestimmten Scheinwerfer montieren? Mein Vorarbeiter ist gerade nicht erreichbar, aber ich habe die Google-Glass-Brille auf. Und ich frage jetzt: Okay Coach, wie baue ich den Scheinwerfer ein? Und dann wird mir ein Erklärvideo auf meine erweiterte Realität geschickt, das zeigt mir genau: Erst links den Clip anbringen, dann rechts reindrücken.

Auch das ist EdTech: arbeitsplatzbezogen – und extrem anwenderorientiert. Der Lernende lernt, was er benötigt. Und zwar auch dann, wenn er es benötigt. Also im Prinzip immer.

 

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EdTech Germany Josef Buschbacher