Selbstgesteuertes Lernen erfordert Disziplin

 

MOOC steht für Massive Open Online Courses

Haben Sie schon einmal an einem MOOC teilgenommen? MOOC steht für „Massive Open Online Courses“ und meint offene Kursangebote, bei denen man via Internet kostenlos verschiedene Themengebiete bearbeiten und lernen kann. Jörn Loviscach, Professor für Ingenieurmathematik und technische Informatik an der FH Bielefeld stellt in seinem Beitrag die Frage voran, ob so das Lernen der Zukunft aussieht?

 

Entstehung, Anbieter und Geschäftsmodelle

Die 2012 erstmals auftauchenden Kurse haben Potenzial, die Erstellung hochwertiger Kursunterlagen ist allerdings sehr aufwändig und kostenintensiv. Anbieter von kommerziellen MOOC-Plattformen wie Coursera, Udacity und edX haben daher verschiedene Geschäftsmodelle getestet. Wollte man anfangs die besten Teilnehmenden an Unternehmen vermitteln und von diesen dafür ein Entgelt verlangen, so hat sich mittlerweile das Modell durchgesetzt, den Kurs kostenlos anzubieten, dafür aber eine Gebühr für ein zugehöriges Zertifikat zu erheben.  Auch gibt es bei den US-Anbietern wie Coursera und Udacity vollständige Studiengänge in Kursform und gegen Gebühr.

Im deutschsprachigen Raum gibt es z. B. moiin, iMooX und openHPI. Die hochschulunabhängige Plattform iversity hat sich auf Angebote für Unternehmen spezialisiert. Die Hamburg Open Online University befindet sich noch im Aufbau und hat bislang nur ein überschaubares Angebot an Kursen.

Inhalte

Die Kursinhalte eines klassischen MOOC bestehen in der Regel aus Lernfolien und -vorträgen, Testaufgaben, Videos und Bildmaterial und es gibt Diskussionsforen, in denen man sich via Chat oder Videokonferenz austauschen kann.  Die Themen sind vielfältig und reichen von Softwareentwicklung, allgemeinen Studienfragen, Schulungen für diverse Software wie Office, Wissenschaft und Kurse über Bildungsfragen.

Massenproduktion vs. Durchhaltevermögen

Gab es zu Beginn noch ein Stelldichein aller namhaften Eliteuniversitäten und Lehrenden, die alle große Stücke auf die Online-Kurse hielten, so ist das Interesse inzwischen abgeflaut, weil es wie Loviscach weiß „zu viele Kurse gab, die zu billig produziert wurden.“ Untersuchungen haben gezeigt, dass nur ca. 3 % der Teilnehmenden bis zum Abschlusszertifikat „durchhalten“. Die Mehrheit schaut nur wenige Male in den Kurs. Denn wer an einem MOOC teilnehmen will, benötigt gute Englisch-Kenntnisse, Selbstorganisation und eiserne Disziplin.

Chancen nutzen

MOOCS bieten, wenn Sie didaktisch gut aufbereitet und strukturiert sind, jede Menge Chancen. Neben dem zeit- und ortsunabhängigen Lernen ist vor allem das selbstgesteuerte Lernen, bei dem jeder in seinem eigenen Lerntempo voranschreiten kann, ein großes Plus. Sie eignen sich auch zur Fort- oder Weiterbildung parallel zur Berufstätigkeit, z. B. wenn Kurse gemeinsam bearbeitet und auf die Arbeitszeit angerechnet werden. Auch bei Eintritt oder Wiedereintritt ins Berufsleben können MOOCS bei der Orientierung und um grundlegende Kenntnisse wiederaufzufrischen hilfreich sein.

Mitmachen

Neugierig geworden? Dann melden Sie sich doch einfach mal bei einem kostenlosen Kurs an. Jochen Robes empfiehlt in seinem Weiterbildungsblog zehn kostenlose Online-Kurse.

Finden

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Vergleichen

Einen Überblick und Vergleich der wichtigsten MOOC-Plattformen bietet das Bundesamt für politische Bildung.