Machen EdTech Lösungen die Lernenden ungeduldig?


Die Vielfalt im Internet verfügbarer Ressourcen macht die Recherche für Lernende zugleich einfacher und schwieriger.
Einfacher, weil Wissen sofort und oft ohne Barrieren zugänglich ist. Schwieriger, weil Suchende ohne Recherchetechniken
und die Kompetenz, die Qualität einer Quelle zu beurteilen, in der Flut von Informationen untergehen (Arnold 2011, S. 46).


Die nächste Webseite der nächste Inhalt im Learning Management System ist immer nur einen Klick entfernt. Durch das große Angebot sind Suchende ungeduldiger geworden. Sie lehnen langatmige Texte und ausführliche Videos ab und suchen nach kurzen und knackigen Erklärungen (Bitkom
2013, S. 12). Ein zwei Minuten langes Erklärvideo brechen die Hälfte der Zuschauenden vorzeitig ab, ein 30 Sekunden langes Video betrachten 85% bis zum Ende (Wistia 2009). In 30 Sekunden lässt sich allerdings nur eine begrenzte Menge an Inhalten unterbringen.

Experten aus der Wissenschaft und von Weiterbildungsanbietern sehen dennoch vor allem in Videos die Zukunft des E-Learnings (mbb 2018, S.13). Dies ist sicherlich geprägt durch die Stellung von YouTube, das die zweitgrößte Suchmaschine und nach Google und Facebook die am häufigsten besuchte Website ist (Brandwatch 2018). Bisher werden jedoch kaum die Möglichkeiten von interaktiven Videos genutzt. Auch soziale Lernplattformen und unternehmensinterne soziale Medien wie Yammer schätzen Experten als wichtig ein (mbb 2019).

 

User Experience – unsere Lernenden im Fokus

Lernende suchen abhängig vom Thema bewusst aus, welche Technologie sie wählen (Test 2013). Lernsoftware und Lernapps
nutzen sie vor allem für Fremdsprachen und Serious Games für Betriebswirtschaftslehre. In Online-Kursen und sozialen
Netzwerken lernen sie viele verschiedene Dinge, darunter auch Führungs- und Kommunikationsfähigkeiten. Zur Erweiterung
ihres IT-Wissens greifen sie auf alle Technologien zu.

Nicht nur die technische, sondern auch die menschliche Seite des Lernens hat sich durch Technologien verändert. Interaktion mit nicht persönlich bekannten Menschen ist über soziale Medien leicht geworden. Jedoch ist es schwieriger, online Vertrauen zu entwickeln, insbesondere vor dem Hintergrund der gelegentlich zu beobachtenden Grobheit in sozialen Medien und Internetforen. Emotionen lassen sich online weit schwieriger erkennen als in der persönlichen Interaktion und werden gelegentlich falsch entschlüsselt. Beides, Unhöflichkeit und Missachtung von Emotionen, stört die Entwicklung von Vertrauen und damit das soziale Lernen in online gebildeten Gruppen.

 

Wir passen uns an und EdTech gibt den Takt vor

Neue Technologien und EdTech verändern also, wie und wo wir nach Informationen suchen. Waren wir früher meist gezwungen, mit den verfügbaren Materialien zu arbeiten, auch wenn sie uns nicht zusagten, so können wir heute auf die Ressourcen zugreifen, von denen wir uns in kürzester Zeit ein Ergebnis erhoffen. Lernen wird zielgerichteter und schneller, nahezu atemlos. Technologien verändern jedoch nicht nur, wie wir lernen, sondern
auch die Rolle des Lehrenden – das wird eine spannende Zeit für alle Akteure!