Webinare – Good Practice – Bad Practice?

Dass Webinare seit einiger Zeit im Aufwind sind, ist nicht weiter verwunderlich:

  • der Einsatz ist relativ eindeutig (in der Regel 60 bis 90 minütige Veranstaltungen),
  • der Handlungsspielraum der Trainer ist begrenzt auf bestimmte Tools (wie Präsentation, Whiteboard, Umfrage, Application Sharing, Test, Gemeinsames Surfen)
  • und die zu bedienende Technik lässt sich auch relativ schnell erlernen.

und das alles ganz im Gegensatz zu komplexen Blended-Learning-Maßnahmen, deren Bandbreite an Veranstaltungsformaten und Gestaltungsmöglichkeiten auch in Bezug auf die eingesetzte Technik unendlich sind.

ABER: es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen „Good Practice“ und „Bad Practice“ also zwischen didaktisch hochwertigen und interaktiven Webinaren sowie Webinaren, die die Teilnehmenden durch anstrengende Präsentationen „nerven“ und schnell abschalten lassen.

Was ist sind die Erfolgsfaktor für „Good Practic?

An erster Stelle: Eine fundierte didaktische Planung, sprich ein gutes Drehbuch mit folgenden Elementen:

  1. Eine gut durchdachte Einstiegssequenz:  z.B. bestehend aus Willkommens-Slide, kurzer Technik-Check, Kommunikationsregeln, interaktiven Vorstellungsrunde und einer ersten Vorwissens-Aktivierung. Die Teilnehmenden sollten gleich zu Beginn aktiviert werden.
  2. Ein Ablauf, der dem Inhalt gerecht wird und nicht andersrum. Sprich: es gibt Inhalte, die eher Prozesse, Phasen oder Konzepte darstellen und Inhalte, die eher auf der Faktenebene liegen. Und für jede Inhaltsart muss auch anders agiert werden.
  3. Interaktive Gestaltung: Es sollten regelmäßig Interaktionsrunden mit/zwischen den Teilnehmenden eingebaut werden (Daumenregel: alle 7 Minuten). Wobei hier wichtig ist, dass die Interaktionen nicht um der Interaktion willen stattfinden, sondern damit sie die Auseinandersetzung mit dem Inhalt anregen und Lernen oder auch vertiefender Austausch stattfindet. Sinnhaftigkeit steht an erster Stelle vor beliebiger Interaktion!
An zweiter Stelle: Trainer-Kompetenzen
  1. Kommunikativ-Motivationale Fähigkeiten: die Moderation von Webinaren unterscheidet sich massiv von Face-to-Face-Situationen, auch wenn alle – im Gegensatz zu asynchronen Kursen – zeitgleich Online sind. Mimik und Gestik fehlen, Raumatmosphäre fehlt und die eingesetzte Technik führt trotz Live-Schaltung zu kurzen zeitlichen Verzögerungen. Das führt dazu, dass die so genannte soziale Präsenz eingeschränkt ist. Also das Ausmaß, wie ich den anderen als Person wahrnehme. Ein guter Trainer ist in der Lage diesen Mangel an sozialer Präsenz auszugleichen.
  2. Didaktisch-methodische Fähigkeiten: hier gilt es entsprechende didaktische-methodische Maßnahme zu ergreifen, die sich an den Teilnehmenden, dem Inhalt, den Lehr/Lernzielen und der eingesetzten Medien orientieren. Also nicht im luftleeren Raum agieren, sonder eine gute Methoden- und Medienwahl.
  3. Inhaltsexpertise: Es hilft nichts: wenn Trainer Webinar durchführen, dann müssen sie auch inhaltlich versiert sein. Allerdings gibt es im Gegensatz zu Face-To-Face gerade in Webinaren die Möglichkeit verschiedene Rollen einzunehmen und dies auch von unterschiedlichen Personen umsetzen zu lassen. Beispielsweise eine Person moderiert und eine Person referiert. Der Moderator sorgt für den reibungslosen Ablauf und die Gestaltung der Interaktionen und der/die Fachexperte kann sich auf den Inhalt-Input konzentrieren.
  4. Organisatorisch-administrative Fähigkeiten: Auch das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor: ein guter Anfang ein gutes Ende, ein gutes Zeitmanagement und technische Fähigkeiten – schließlich will der Virtual Classroom auch entsprechend bedient werden.
An dritter Stelle: Ansprechende Visualisierung oder auch „Info-Design“:
  1. Kognitive Belastung managen: in Webinaren stehen die Teilnehmenden unter mehr Druck wie in Face-To-Face. Sie müssen sich auf das Zuhören konzentrieren – egal wer gerade spricht Moderator oder ein anderer Teilnehmender, dann bei den Interaktionsrunden die Technik bedienen (z.B. auf ein Whiteboard schreiben oder im Feedback-Bereich entsprechende klicken) und schließlich sich auch noch mit den dargestellten Inhalten auf integrierten Folien oder im Whiteboard oder auch beim Application Sharing konzentrieren. Das bedeutet: wir als Webinar-Trainer sind augefordert die Inhalte gut aufzubereiten und die gängigen Gestaltungskriterien einzuhalten, damit die Teilnehmenden nicht auch noch von Folien erschlagen werden.