Analyse von Aufmerksamkeitsspannen
Die Analyse von Aufmerksamkeitsspannen und Abwesenheiten (psychisch wie physisch) der Webinarteilnehmenden in einer Online Schulung ist für uns ein sehr interessantes Feld. Der Wunsch der Trainer:innen ist es, dass möglichst alle Teilnehmenden jederzeit aufmerksam und fokussiert dem Webinar und den Inhalten folgen. Die Praxis sieht in der Regel ganz anders aus und die Motivationen an einem Webinar teilzunehmen, sind äußerst verschieden, z.B. hören wir immer wieder folgende Aussagen:
Ich nehme am Webinar teil, weil:
Die Inhalte sind für mich interessant und relevant. Ich muss daran teilnehmen, da es eine Pflichtveranstaltung ist. Weil ich neugierig bin und für mich mehr der Inhalt, als die Form der Darstellung bzw. die Moderation wichtig ist. Da dieses Webinar kostenlos ist. Ich brauche noch IDD Punkte und da lasse ich die Webinare immer nebenher mitlaufen. Aufgrund von unserer Erfahrung mit Webinaren wissen wir, dass eine hohe Interaktion, Gruppenarbeiten, direkte Ansprachen gut funktionieren und damit die Teilnehmenden aktiv bleiben. Wenn wir selbst an Webinaren teilnehmen, beobachten wir uns dabei sehr genau und sollte das Webinar langweilig oder ohne Interaktion sein, klicken wir schnell zu anderen Programmen und führen andere Aktivitäten durch.
Hausarbeit geht gut - Multitasking im Webinar?
Man hört dem Webinar zu, surften nebenbei auf x-verschiedenen Seiten im Web, versorgt sich mit Nachrichten, liest auf dem Smartphone die ankommenden WhatsApp und Telegram Chats oder spielt schlichtweg eine Runde CandyCrush. Auch die Bearbeitung von Hausarbeiten, wie das Abstauben oder Aufräumen gelingt recht gut bei langweiligen Webinaren. Die technologischen Möglichkeiten machen das heute alles machbar und es ist ein Irrglauben, dass dieses Multitasking funktioniert. Es ist schlicht kein effizientes Vorgehen, obwohl sich viele damit brüsten, multitaskingfähig zu sein. Viele Studien belegen, dass unser Hirn nicht in der Lage ist, sich auf mehrere Dinge und Themen im selben Augenblick zu konzentrieren. Es ist letztendlich immer ein Hin- und Herspringen zwischen den verschiedenen Angeboten, Programmen, Aufgaben und dieses Verhalten kann für Stress sorgen und der Produktivität sehr schaden. In einem Bericht der Fachzeitschrift Nature vom 28.10.2020 fanden die Wissenschaftler der Stanford Uni heraus, dass sich das Multitasking auch massiv auf die Gedächtnisleistung auswirkt. Die Studie kommt nach vielen Tests mit 80 Teilnehmenden zwischen 18 und 26 zu dem Entschluss, dass Personen, die regelmäßig Multitasking betreiben verkürzte Aufmerksamkeitsspannen haben. Die Forschenden fanden heraus, dass bei ihnen erhöhte Alphawellen im hinteren Schädelbereich registriert wurden. Diese werden mit Aufmerksamkeitsstörungen, Ablenkbarkeit und dem Abschweifen von Gedanken in Verbindung gebracht. Die Autor:innen der Studie betonen, dass das Experiment lediglich einen Zusammenhang und keine Kausalität aufzeigt. Es lässt sich also nicht genau sagen, ob das Multitasking tatsächlich die Ursache für die Aufmerksamkeits- und Gedächtnisschwäche ist. Doch es könnte ein weiterer deutlicher Hinweis darauf sein, endlich damit aufzuhören.
Entertain me!
Auch im Webinar gilt die Regel der Aufmerksamkeitsökonomie und Trainer:innen oder Moderatoren von Webinaren sollten sich unbedingt damit befassen. Ob das Webinar-Thema ein Pflichtthema, ein trockenes Fachthema oder einfach ein Thema zum „IDD Punkte sammeln“ ist, ist dabei egal. Unsere Teilnehmenden haben es verdient, dass sie an gut designten und didaktisch gut aufbereiteten Webinaren teilnehmen.Wir lassen die Erkenntnisse der Forschung in unsere tägliche Arbeit einfließen, damit wir unsere digitalen Ausbildungen als Live Online Trainer, Content Designer, Lernprozessbegleiter oder zum Blended Learning Experten immer auf dem aktuellen Stand sind. Es verändert sich so wahnsinnig viel und es ist toll, dass wir diese Entwicklung mitgestalten können!